Heidelberg. (mir) Verzweifelt schlug Amani Franklin die Hände vors Gesicht. Sechs Sekunden vor Ende des Basketball-Zweitligaspieles TG Sandhausen gegen den Favoriten TSV Viernheim hatte die Amerikanerin beim Stand von 69:70 die große Chance, von der Freiwurflinie den Sieg für ihre tapfer kämpfende Mannschaft zu sichern, doch ausgerechnet in dieser Situation versagten ihr die Nerven. Sie verwarf beide Freiwürfe, und drei weitere Sekunden später verwandelte Viernheims Johnette Walker ihrerseits zwei Freiwürfe zum 69:72. Franklins Dreipunkteversuch mit der Schlusssirene verfehlte das Ziel. Mit hängendem Kopf saß Franklin danach auf der Bank, nicht ansprechbar. Dann verließ sie die Hardtwaldhalle. „Ich war so enttäuscht, dass ich die beiden Freiwürfe vergeben habe“, meinte Franklin gestern mit etwas Abstand. Es war ein besonderes Spiel für die 23-Jährige aus Georgia, die sehr erfolgreich für die Universität Kentucky gespielt hat. Besonders deshalb, weil sie in der Rückrunde der vergangenen Saison bei ihrer ersten Station in Deutschland noch das Viernheimer Trikot getragen hatte. Sie war daher hoch motiviert, zeigte mit 18 Punkten und zwölf Rebounds ihre große Klasse. „Wir haben gut mit Viernheim mitgehalten“, war Amani Franklin mit der Leistung des Teams zufrieden, „so müssen wir auch nächsten Samstag gegen Bamberg spielen“. Mit ihrer Athletik und Explosivität ist sie eine große Verstärkung. Franklin fühlt sich in Sandhausen sehr wohl, „wir haben eine gute Chance, die Play-offs zu erreichen“. Mit Emily Tay spielt eine weitere Ex-Viernheimerin bei der TG. Sie kam offensiv erst spät in Fahrt und machte ihre Punkte hauptsächlich in der Schlussphase einer jederzeit aufregenden und gutklassigen Partie, in der sich beide Mannschaften nichts schenkten. Viernheim wollte ungeschlagen bleiben, Sandhausen die Anwartschaft auf einen Play-off-Platz untermauern. Den besseren Start hatten die Gastgeberinnen, vergaben aber eine 12:4-Führung schnell wieder. Auch im zweiten Viertel war ein 34:26 schnell wieder futsch. Viernheim lebte von der überragenden Johnette Walker, Eiskalt verwandelte sie 13 von 14 Freiwürfen und war auch sonst kaum zu halten. Eine Augenweide war zudem Alexandra Müller. Die frühere Nationalspielerin versenkte drei Dreipunktewürfe und war zweitbeste Werferin. Annika Danckert, ebenfalls eine frühere Nationalspielerin, trumpfte vor allem im Schlussviertel auf. Sandhausen war kämpferisch enorm stark, gerade Franziska Baumann zeigte enorme Einsatzbereitschaft. 16 Punkte und neun Rebounds standen für sie in der Statistik. Kathrin Auer führte trotz Fingerverletzung gut Regie, Center Carina Clößner stand stets gut. Doch die starke Vorstellung wurde nicht belohnt. „Wir kennen das ja schon gegen Viernheim“, meinte Trainer Christoph Hoffmann. Letztes Jahr hatte die TG nach Verlängerung verloren. Hoffmann war nur mit Kleinigkeiten nicht zufrieden, nannte die fehlenden Anspiele auf Emily Tay und die vielen verlorenen Rebounds (14:29) in der zweiten Hälfte. „Aber wir haben uns einem starken Gegner angepasst und unser Spiel gespielt“, meinte Hoffmann nach diesem Krimi. Den verfolgten übrigens nur knapp über 100 Zuschauer, beim Duell Vierter gegen Zweiter völlig unverständlich.
Stenogramm:12:4 (6.), 12:14 (8.), 19:21 (10.), 21:24 (12.), 30:24 (15.), 34:34 (19.), 38:38 (Halbzeit), 45:50 (26.), 52:56 (30.), 63:67 (37.), 69:69 (39.), 69:72 (Endstand).
Punkte TG: Franklin 18, Baumann 16, Auer 10/3, Tay 10/1, Clößner 7, Schenk 4, Ingerfurth 2, Mussgnug 2, Janson.
Punkte Viernheim: Walker 25, Müller 15/3, Danckert 13, Merrill 6/1, McNeill 5, Wilson 4, Colborne 2, Möller 2.